Es gibt verschiedene Möglichkeiten, das Geld für die Eigentumswohnung oder das Eigenheim aufzubringen. Wir haben zwei Finanzierungsvarianten verglichen
Das neue Eigenheim oder die vermietete Eigentumswohnung als Altersvorsorge bezahlt man nicht aus dem Portemonnaie. Dafür ist eine solide Baufinanzierung notwendig. Da geht es zum einen um möglichst nie drige Zinsen, um eine tragfähige monatliche Belastung und nicht zuletzt um eine möglichst hohe Planungssicherheit für die Zukunft. Denn ein Anstieg der Zinsen könnte zum Beispiel für eine Anschlussfinanzierung gefährlich werden, wenn die Zinsbindung für das erste Darlehen ausläuft.
Hypothekendarlehen Um dieses Risiko zu begrenzen, gibt es verschiedene Varianten. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, sich die derzeit niedrigen Zinsen mit einem Hypothekendarlehen mit langer Zinsbindung zu sichern. Da die meisten Baufinanzierungen in der Regel über einen Zeitraum von 20 bis 25 Jahren abgewickelt werden, haben wir diese V ariante für drei Beispielfälle mit einem solchen Hypothekendarlehen durchgerechnet (siehe auch Berechnungskästen auf den Seiten 18 und 19).
Bausparvertrag Als Alternative dazu haben wir für diese drei Beispielfälle eine Baufinanzierung simuliert, bei der ein oder mehrere Bausparverträge eingebaut wurden. Genauer gesagt handelt es sich dabei um die Kombination aus tilgungsfreien Darlehen und Bausparverträgen. Doch Bausparverträge haben einen Nachteil. Sie funktionieren nicht ohne Ansparphase. Zunächst muss ein Guthaben in einer bestimmten Höhe angespart werden, damit der Vertrag zuteilungsreif ist und ein Bauspardarlehen ausgereicht werden kann. Das bedeutet, dass die Bausparsumme – also Guthaben plus Darlehen – zum Zeitpunkt des Kaufs noch nicht zur Verfügung steht. Darum haben wir bei unseren Berechnungen den Finanzierungsbedarf zunächst mit tilgungsfreien Hypothekendarlehen über diese Ansparphase vorfinanziert. Bei einer solchen Kombination aus einem tilgungsfreien Darlehen mit einem Bausparvertrag nimmt der Immobilienkäufer zunächst das Hypothekendarlehen auf und zahlt dafür lediglich die auf die volle Darlehensschuld anfallenden Zinsen, aber keine Tilgung. Seine Schulden verringern sich dadurch nicht. Gleichzeitig spart er einen oder mehrere Bausparverträge mit einem festen monatlichen Betrag an. Die Zinsen für das tilgungsfreie Darlehen und die Bausparraten bilden zusammen den Betrag, den er monatlich aufbringen muss, damit diese Konstruktion funktioniert. Die Bausparverträge sind dabei so dimensioniert, dass damit die tilgungsfreien Darlehen abgelöst werden, sobald die Verträge zuteilungsreif sind.
Was sind die Vorteile?
Natürlich wird sich ein Immobilienkäufer fragen, warum er die zunächst kompliziert anmutende zweite Variante überhaupt in Erwägung ziehen sollte, um seine Pläne für eine Eigentumswohnung oder ein Eigenheim zu realisieren. Diese Entscheidung muss tatsächlich individuell getroffen werden. Es gibt keinen Königsweg für eine Baufinanzierung. Wichtig ist lediglich, dass der Immobilienkäufer weiß, dass es mehrere Möglichkeiten gibt. Diese Varianten sollte man von einem erfahrenen Fachmann für sich durchrechnen lassen, um die damit jeweils verbundenen Effekte vergleichen zu können.
1. Hypothekendarlehen Bei einem Hypothekendarlehen mit einer langfristigen Zinsbindung erreicht man Planungssicherheit und kann sich langfristig einen günstigen Zinssatz sichern. Als Preis dafür sind die Zinssätze jedoch etwas höher als zum Beispiel für ein Darlehen mit einer zehnjährigen Zinsbindung, das zumindest in der Vergangenheit eine Art Goldstandard in der Baufinanzierung war. Als Faustregel gilt dabei, die Annuität – also Zins plus Tilgung – so zu bemessen, dass das Darlehen während seiner langen Laufzeit auch bei zeitweiligen Problemen wie Krankheit oder Arbeitslosigkeit bedient werden kann. Denn wer mit den Kreditraten in Rückstand gerät, riskiert, dass das Darlehen von der Bank fällig gestellt wird. Um das Darlehen schnell zu tilgen, sollte man dagegen die Möglichkeiten für Sondertilgungen nutzen, die heute praktisch jeder moderne Darlehensvertrag bietet. Wenn das einmal nicht so klappt wie geplant, gerät der Darlehensvertrag anders als bei einem Rückstand mit den Raten dadurch nicht in Gefahr.
2. Kombifinanzierung Ein tilgungsfreies Darlehen, das zum Beispiel Bausparkassen aber auch Banken anbieten, ist allein wegen der kürzeren Laufzeit oft günstiger verzinst als ein vergleichbares normales Hypothekendarlehen. Da das Darlehen nicht getilgt wird, fällt der Zinssatz über mehrere Jahre jedoch auf die volle Darlehensschuld an. Dafür bietet der Bausparvertrag, mit dem das Darlehen später abgelöst wird, mehrere Vorteile. So können Arbeitnehmer zum Beispiel einen WohnRiesterBausparvertrag abschließen und auf diese Weise von Zulagen und Steuervorteilen profitieren. Das war in unserem ersten Beispiel der Fall. Hinzu kommt die Möglichkeit, vermögenswirksame Leistungen, die viele Arbeitgeber zahlen, ebenfalls in einen Bausparvertrag fließen zu lassen. Hier winkt unter Umständen außerdem noch die Arbeitnehmersparzulage. Wenn außerdem Anspruch auf die Wohnungsbauprämie besteht, kann die in einen Bausparvertrag fließen. Nach der Zuteilung des Bausparvertrages und der Ablösung des vorgeschalteten Darlehens hat der Darlehensnehmer die Mög lichkeit, sein Bauspardarlehen auf einen Schlag voll-ständig abzulösen. Das kann zum Beispiel dann Sinn ma-chen, wenn der Job verloren geht und der Arbeitgeber eine hohe Abfindung zahlt oder auch wenn eine Erbschaft anfällt. Anders als bei einem Hypothekendarle-hen würde bei einem Bauspardarlehen keine Vorfälligkeitsentschädigung an die Bank für die entgangenen Zinsen fällig werden.* Durch die vorzeitige Tilgung des Bauspardarlehens würde der Bauspa-rer außerdem Zinsen sparen.
Was sind die Ergebnisse?
1. Beispiel Bei der selbst genutzten Immobilie sorgen die Zulagen, die über die beiden Riester-geförderten Bau-sparverträge fließen – einmal 9 400 Euro und einmal 9 700 Euro – dafür, dass die Familie mit der zweiten Finanzierungsva-riante günstiger fährt. Auf den ersten Blick ist das gar nicht so deutlich, denn der unmittelbare Vorteil beträgt nur gut 300 Euro. Doch zusätzlich winken Steuer-ersparnisse, da die Riester-Beiträge als Sonderausgaben dafür sorgen, dass die Familie Steuern spart. Wie hoch die Steuer ersparnis ist, hängt vom zu ver-steuernden Einkommen des Immobilienkäufers ab und muss im Einzelfall berech-net werden. 2. Beispiel Anders sieht es beim Kauf einer Immobilie als Geldanlage aus. Hier profitiert der Käufer nicht von der Riester-Förderung oder dem Baukindergeld. Denkbar wäre hier noch, dass der Investor bei der zweiten Finanzierungsvariante von der Arbeitnehmersparzulage oder der Wohnungsbauprämie profitiert, da hier ein Bausparvertrag genutzt wird. An dem Ergebnis, dass eine Kombina-tion aus tilgungsfreiem Darlehen und Bau-sparvertrag für die Investoren deutlich teurer wäre als ein Hypothekendarlehen mit 25 Jahren Zinsbindung, würde das jedoch nichts ändern. Denn bei der Kombilösung sind die Kosten deutlich höher als bei der ersten Finanzierungsvariante. Trotzdem hat die Kombination aus tilgungsfreiem Darlehen und Bausparvertrag für die Investoren einen gewissen Charme. Denn bei einer Vermietung sorgen die Kosten und Zinsen dafür, dass die zu versteuernden Mieteinkünfte steuerlich reduziert werden, sodass die Steuerlast auf die Mieteinkünfte sinkt. Die Steuererparnis hängt vom individuellen zu versteuernden Einkommen ab.
3. Beispiel
Das letzte Beispiel zeigt jedoch, dass eine Kombifinanzierung auch deutlich günstiger sein kann als ein lang laufendes Hypothekendarlehen: Hier sorgt die hohe monatliche Belastung, die einerseits aus dem Tempo resultiert, mit dem der Bausparvertrag angespart wird, und andererseits dem hohen Tilgungstempo in der Darlehensphase, dafür, dass der Investor schneller mit der Finanzierung durch ist und so die Kosten für ihn ge ringer sind als bei dem über 25 Jahre laufenden Hypothekendarlehen. Die hohen Abschlussgebühren für den Bausparvertrag führen zumindest im ersten Jahr dazu, dass die Kombifinanzierung steuerliche Vorteile bietet. Die steuerliche Komponente ist im dritten Beispiel auch deswegen so interessant, da die Eltern bei der Wohnung ihrer Tochter lediglich 50 Prozent der ortsüblichen Warmmiete berechnen müssen und dem Finanzamt trotzdem die vollen Kosten präsentieren können.
Fazit
Die drei Beispiele zeigen, wie facettenreich heute Baufinanzierungen sein können. Das dürften viele Immobilienkäufer unterschätzen. Wer eine solide Finanzierung benötigt, sollte dazu unbedingt einen Fachmann hinzuziehen. Nur ein erfahrener Baufinanzierungsberater ist in der Lage, die Konsequenzen der verschiedenen Finanzierungskonditionen für den Immobilienkäufer transparent zu machen.